Ich bin nach dem Konzert nicht mehr so sicher, ob man dem Weihnachtsoratorium mit der Besetzung der Alt- und Sopransoli durch Knaben des Chores einen Gefallen getan hat. Natürlich ist es bewundernswert, mit welcher soliden Technik und Kraft (trotz ein paar wenigen unsauberen Intonationen) die Kinder ihre Partien zur großen Freude des Publikums gemeistert haben. Aber ihre Stimmen sind, anders als Solisten der großen britischen Knabenchöre, die allerdings auch auf eine ganz andere Tradition zurückschauen können, doch eher eindimensional. Ihnen fehlt es an Farben und an der Nuanciertheit im Ausdruck, besonders bei den großen Arien, die Bach Maria in den Mund gelegt hat. Dazu kam, dass sich Clemens Haudum, wohl um möglichst sängerfreundlich zu dirigieren, bei der Begleitung sämtlicher Solopartien für eine Art dauerhaftes portato entschieden hat, was dann doch etwas eintönig und ermüdend war.
Für die Textausdeutung und Interpretation blieben dann vor allem die Choräle – und die waren wirklich überzeugend von Chor und Orchester musiziert, selbst wenn ausgerechnet der letzte, strahlende Ton des Abends dem Trompeter kräftig verrutschte. Prégardien, der am Ende des Konzerts etwas erschöpft wirkte, und Ludwig Mittelhammer (Bass) fügten sich bestens in das Orchester und den Chor ein, und so war es ein interessanter, auch lehrreicher, aber doch nicht vollkommen überzeugender Abend. Nächstes Jahr werde ich es mit einem Weihnachtsoratorium versuchen, das in einer Kirche musiziert wird. Vielleicht wird es nicht so professionell, aber die Hoffnung bleibt, dass der Inhalt in einer Kirche besser zum Ausdruck kommt als in dem kühlen und eigentlich für die gewählte Besetzung auch zu großen Herkulessaal.