Doch auch wenn sich dadurch Werbung und Werbeinhalt so nahe kommen wie nie zuvor, scheint die süßliche Pampe unbeachtet an den Passanten vorbei in den Gulli zu laufen. Recht so! Denn gelernt haben wir in dieser Pandemie doch ohnehin schon allerhand:
Dass zwei Impfdosen mehr sind als eine, aber dass eine mehr ist als keine.
Dass Blumenläden und Baumärkte zu den Eckpfeilern unserer Gesellschaft gehören.
Dass drei Wochen Lockdown mit Kleinkind weniger angenehm sind als ohne.
Dass drei Monate Lockdown ohne Kleinkind weniger angenehm sind als mit.
Dass tödliche Langeweile immer noch weniger tödlich ist als ein Virus mit relativ geringer Mortalitätsrate.
Dass es tatsächlich noch Situationen gibt, in denen die CDU ökonomische Erwägungen hintanstellt.
Dass dies aber weiß Gott nicht für all deren Abgeordnete gilt.Dass sich Kneipenbesitzer nicht nur zum Spaß hinter den Zapfhahn gestellt haben.
Dass es einen sympathischen Typen namens Wolfgang Wodarg gibt.
Dass die Vorhersagen dieses Wolfgang Wodarg so schlecht sind, dass ihnen schon wieder eine gewisse Aussagekraft zukommt.
Dass akademische Titel vor einem Namen ein Garant für gar nichts sind.
Dass der Haarschnitt den Verbrecher überführen kann.
Dass stark eingeschränkte Konsummöglichkeiten in einem Land wie Deutschland zu Lieferengpässen bei Premium-Strandkörben führen.
Dass der Wegfall des monatlichen Theater-Abos überraschend gut verschmerzbar ist.
Dass der Wegfall des monatlichen Großelternbesuchs überraschend schlecht verschmerzbar ist.
Dass man dem „Figaro“ auch per Livestream beiwohnen kann.
Dass man dem „Figaro“ nicht per Livestream beiwohnen kann.
Dass die staatlichen Machthaber im Zweifelsfall tatsächlich Macht haben.
Dass viele 50-Jährige es gar nicht lustig finden, um 21 Uhr nach Hause geschickt zu werden.
Dass es Menschen gibt, die unter Polizeischutz auf einer Bühne stehen und voller Überzeugung „Faschismus! Faschismus!“ in ein Mikro rufen können.
Dass die ganze Lockdown-Debatte wie eine alptraumhafte Endlosversion der Gameshow „Geld oder Liebe“ ist.
Dass auch eine Zwangspause eine Pause ist.
Dass die Erde sich weiterdreht, auch wenn wir ihr nicht mehr aus Flugzeugen dabei zusehen.
Was wir in dieser Pandemie dagegen nicht mehr erfahren werden: Ob bei einem Virus, dessen Todesopfer in zwei von drei Fällen weiblich sind, eine Impfpriorisierung nach Geschlecht ebenfalls undenkbar gewesen wäre.
So oder so haben wir unsere Lektionen gelernt. Coronavirus: Du kannst jetzt allmählich ans Gehen denken!