In der pandemiebedingt einzigen Aufführung in der letzten Saison der Ära von Nikolaus Bachler während der Opernfestspiele sind die meisten Protagonisten der Premierenserie dabei. Statt Gerhaher, der kurzfristig abgesagt hat, sprang Simon Keenlyside ein, Lise Davidsen sang die Elsa, und dirigiert wurde die Aufführung von Asher Fisch, nachdem Simone Young, die eigentlich vorgesehen war, auch abgesagt hatte. Szenisch hat die Produktion, eigentlich eher eine Installation, in der sich die Sängerinnen und Sänger bewegen, wenig von ihrer Originalität und Frische eingebüßt. Beklemmend ist immer noch vor allem der letzte Akt, wenn auf den Gräbern nicht „Tannhäuser“ und „Elisabeth“, sondern „Klaus“ und „Lise“ steht und der Verwesungsprozess ihrer Leichen vorgeführt wird, bis nur noch ein Haufen Staub auf den Gräbern liegt. Schade nur, dass sich gerade im dritten Akt Keenlyside nicht ritualisiert bewegt, wie es eigentlich Castellucci vorgeschwebt hat, sondern übertrieben theatralisch agiert und damit ein Fremdkörper in der Inszenierung bleibt; trotz der kurzfristigen Rollenübernahme wäre hier vielleicht doch mehr Einweisung nötig gewesen.
Musikalisch war die Aufführung auf sehr hohem Niveau. Hatte Vogt im ersten Akt noch Probleme mit dem Text, der Intonationssicherheit und auch dem Atem, legten sich diese Schwierigkeiten ganz im zweiten und wunderbar lyrisch gesungenen dritten Akt. Mit einer sympathischen Geste, einem wahrscheinlich nicht ganz coronakonformen Handschlag, bedankte er sich bei der Souffleuse, als er den Schlussapplaus entgegennahm. Man hatte beinahe den Eindruck, seine Stimme war etwas außer Übung und muss erst wieder in die Rolle hineinfinden. Das wird man von Lise Davidsen und Elena Pankratova nicht sagen können. Mit großer Präsenz und Stimme bewältigten beide Damen von Beginn an die Partien. Davidsens Sopran hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt, eine gewisse Schärfe, mit der sie bei einer Wiederaufnahme in München vor zwei Jahren die Elsa gesungen hat, ist ganz verschwunden und auch dynamische Schwankungen in der Stimme hat sie völlig im Griff. Merkwürdig blass im Ausdruck, aber stimmschön blieb demgegenüber Zeppenfeld, und Keenlyside rang eher mit der Partie und der Rolle, die er freilich ordentlich bewältigte, und wirkte selbst nicht ganz glücklich, als er den sehr freundlichen Applaus nur kurz entgegennehmen wollte.
Asher Fisch am Pult hat mir gut gefallen, was ich in den vergangenen Jahren wahrlich nicht immer von ihm sagen konnte. Phasen großer Konzentration und Aufmerksamkeit für die Musik wechseln bei ihm immer wieder mit Phasen ab, die nahezu beliebig wirken. Großartig spannungsreich gerieten beispielsweise die Ouvertüre, der Einzug der Festgäste im zweiten Akt und auch das Finale. Hänger gab es dann am Ende des ersten Aktes und auch das Vorspiel zum dritten wirkte spannungslos. Ob der Buhruf aus dem Publikum dem geschuldet war? Dem Bayerischen Staatsorchester kann es nicht gegolten haben, denn ebenso wie der Chor der Bayerischen Staatsoper war es glänzend disponiert.